Chancen und Risiken der Eigenheimfinanzierung mit der 2. Säule

Der Traum vom Eigenheim gehört für viele Menschen zu den grossen Lebenszielen. Angesichts steigender Immobilienpreise und den damit verbundenen Herausforderungen bei der Finanzierung wird die Nutzung der 2. Säule (berufliche Vorsorge) für die Eigenheimfinanzierung immer beliebter. Doch was sind die Möglichkeiten und Risiken dieser Finanzierungsmethode? Ein genauer Blick auf die Optionen und deren Auswirkungen ist essenziell, bevor man sich für diesen Schritt entscheidet.

Die 2. Säule als Finanzierungsquelle
Das Bundesgesetz über die berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (BVG) ermöglicht es, das Pensionskassenguthaben für den Kauf von selbstgenutztem Wohneigentum zu verwenden. Diese Mittel können entweder durch einen Vorbezug oder durch Verpfändung genutzt werden. Beide Varianten haben spezifische Vor- und Nachteile, die individuell abgewogen werden müssen.

Vorbezug: Mehr Eigenkapital, aber Vorsorgelücken
Beim Vorbezug entnimmt man einen Teil des angesparten Pensionskassenguthabens und nutzt diesen Betrag als Eigenkapital für den Immobilienkauf. Dies erhöht das verfügbare Eigenkapital, was die Finanzierung des Eigenheims erleichtern kann. Da die Bank dadurch weniger Hypothekenkapital bereitstellen muss, kann dies langfristig zu geringeren Zinsbelastungen führen.

Doch dieser finanzielle Vorteil hat seinen Preis: Der Vorbezug reduziert das Altersguthaben und führt zu einer Vorsorgelücke. Diese Lücke muss bis zum Renteneintritt geschlossen werden, um die Altersvorsorge nicht zu gefährden. Andernfalls drohen finanzielle Engpässe im Ruhestand.

Verpfändung: Mehr Fremdkapital, weniger Risiko
Eine Alternative zum Vorbezug ist die Verpfändung des Pensionskassenguthabens. Hierbei bleibt das Geld in der Pensionskasse und dient als Sicherheit für die Bank, die im Gegenzug bereit ist, einen höheren Hypothekenbetrag zu gewähren. Dadurch kann ebenfalls mehr Kapital für den Immobilienkauf bereitgestellt werden, ohne dass das Altersguthaben angetastet wird.

Ein grosser Vorteil dieser Variante ist, dass die Altersleistungen und der Versicherungsschutz erhalten bleiben. Allerdings können durch die Verpfändung höhere Hypothekarzinsen entstehen, da die Bank ein höheres Risiko trägt. Dies muss bei der Kalkulation der Gesamtkosten berücksichtigt werden.

Vorteile der 2. Säule für die Eigenheimfinanzierung
Die Nutzung der 2. Säule für den Erwerb von Wohneigentum bringt einige handfeste Vorteile mit sich, die diese Option besonders attraktiv machen.

  • Erhöhung des Eigenkapitals: Ein entscheidender Vorteil ist die Möglichkeit, mehr Eigenkapital einzubringen. Dies führt zu einer Reduktion der Hypothek, was sich positiv auf die langfristigen Wohnkosten auswirken kann. Auch Renovationen oder die Amortisation der Hypothek lassen sich so flexibler finanzieren.
  • Steuerliche Vorteile: Der Vorbezug aus der Pensionskasse wird zu einem reduzierten Steuersatz behandelt, was zu einer Steuerersparnis führen kann. Verpfändungen sind hingegen steuerneutral, da das Kapital weiterhin in der Pensionskasse verbleibt. Dies bietet Steuerpflichtigen eine gewisse Flexibilität in der Finanzplanung.

Risiken und Herausforderungen
Trotz der verlockenden Vorteile sollten die Risiken der Nutzung der 2. Säule nicht unterschätzt werden.

  • Vorsorgelücken: Eine langfristige Herausforderung: Durch den Vorbezug entstehen Lücken in der Altersvorsorge, die bis zur Pensionierung geschlossen werden müssen. Diese Herausforderung kann erheblich sein, insbesondere wenn keine ausreichenden Mittel vorhanden sind, um diese Lücken zu füllen. Daher ist eine frühzeitige und sorgfältige Planung unerlässlich.
  • Höhere Hypothekarzinsen bei Verpfändung: Bei der Verpfändung des Pensionskassenguthabens tragen Banken ein höheres Risiko, was in der Regel zu höheren Zinskosten führt. Diese zusätzlichen Kosten sollten bei der Gesamtplanung berücksichtigt werden, um böse Überraschungen zu vermeiden.
  • Pfandverwertung und Pensionskassenreglemente: Es ist wichtig, sich über die spezifischen Bedingungen und Risiken im Klaren zu sein. Die Möglichkeit der Pfandverwertung und allfällige Einschränkungen durch Pensionskassenreglemente können den Handlungsspielraum beeinflussen. Vor einer Entscheidung sollten daher alle individuellen Rahmenbedingungen genau geprüft werden.

Finanzplanung und Beratung: Unverzichtbare Schritte
Bevor man sich für die Nutzung der 2. Säule zur Eigenheimfinanzierung entscheidet, sollte eine gründliche Finanzplanung durchgeführt werden. Eine professionelle Beratung durch einen Finanzplaner oder den eigenen Pensionskassenberater ist dabei unerlässlich. Diese Experten können dabei helfen, die langfristigen Auswirkungen auf die Altersvorsorge zu verstehen und alternative Finanzierungsmöglichkeiten aufzuzeigen.